Baubürgermeister Feßenmayr weiß von nichts
18. April 2008
Eine Recherche von
Rolf Donnerhack
Nach der Vorstellung der modifizierten Variante für die Waldschlösschenbrücke (der „Burger-Brücke“) in Dresden wird klar, wie undurchdacht der bisherige Entwurf tatsächlich gewesen ist. Wie sonst wäre es möglich, die Betonteile, die so genannten Bogenfußpunkte, gleich um 2/3 zu reduzieren? Die Visualisierungen sind von einer Qualität, die jedes Planungsbüro, das auf sich hält schon vor 10 Jahren niemandem mehr zugemutet hätte. Mit der Modifizierung der Pläne sollte die UNESCO bewegt werden, Dresden den Welterbetitel wegen des Brückenbaus nicht wie angedroht abzuerkennen. Die vorher-nachher-Bilder gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie wirken wie ein Suchbild: suchen muss man lange, gravierende Unterschiede findet man nicht.
Ein Ei ist auch der Bauablauf. Die vorgeschlagenen Änderungen seien ohne Probleme in den Bauablaufplan zu integrieren. Der bliebe unverändert. Der Stahlbau beginne demnach im Sommer 2008. Das sagte Herbert Feßenmayr am 28.01.2008 bei der Vorstellung der „Burger-Brücke“. Und: Er wisse nicht, dass es Lieferprobleme der Stahlindustrie gibt. Er wisse nicht, dass sich der Baubeginn für den Stahlbau auf 2009 verschiebt. Das sei ihm nicht bekannt. Baubürgermeister Feßenmayr weiß von nichts.
Später sagt er wörtlich und nicht mehr souverän und selbstsicher wie sonst: „Ich werde Ihnen nicht über die Öffentlichkeit interne Vertragsdinge überhaupt ansprechen.“ Wie bitte, Herr Feßenmayr? Die Zeit wird zeigen, wie es im Sommer 2008 um Ihren ungestörten Bauablauf steht.
Noch immer agiert die Landeshauptstadt Dresden für die Waldschlösschenbrücke mit einem Bauablaufplan, der unhaltbar geworden ist.
Im Sommer 2008 soll demnach der Stahlbau an der Waldschlösschenbrücke beginnen, obwohl der benötigte Stahl dafür nach Informationen aus der Stahlindustrie in diesem Jahr nicht verfügbar sein wird. Die Bücher der Firma Stahl- und Brückenbau Niesky GmbH, die den Zugschlag für den Stahlbau an der Waldschlösschenbrücke erhielt, sind voll. Stahlbaufirmen müssen mit einem festen Kontingent an Stahl haushalten. Stahl und Fertigungstermine sind jetzt knapp. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das ist in diesem Fall Landeshauptstadt Dresden. Davon ist Baubürgermeister Herbert Feßenmayr informiert.
Kein Stahl für die Waldschlösschenbrücke – Baustopp unvermeidbar?
Doch damit nicht genug: Der Firma Stahl- und Brückenbau Niesky fehlen Schlosser und Schweißer. Die sind z.B. in den boomenden Kraftwerksbau abgewandert. Für die Waldschlösschenbrücke fehlen derzeit die Fertigungskapazitäten. Die Folgen des nachhaltigen Fachkräftemangels werden am Bauablauf der Waldschlösschenbrücke Dresden nicht folgenlos vorüber ziehen.
Der Fachkräftemangel verzögert den Stahlbau bis 2009.
Der Markt tut sein übriges: Unternehmen wie der Stahl- und Brückenbau Niesky werden von ihren Lieferanten – trotz bestehender Verträge – vor die Wahl gestellt, den Stahl zu tagesaktuellen Preisen abzunehmen oder leer auszugehen. Die Preise für die Waldschlösschenbrücke wurden 2005 kalkuliert – anders und viel günstiger als heute. Die im Jahr 2009 gültigen Preise stehen in den Sternen. Laut einer aktuellen Kalkulation der Teilnehmer der „Fachklausur Elbtunnel Dresden“, welche die Dekane der Fakultäten Architektur und Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Dresden einberufen hatten, soll allein der Stahlpreis für die Waldschlösschenbrücke seit 2005 von ca. 315 Euro je Tonne auf 750 Euro je Tonne gestiegen sein. Das bedeutet über 20 Millionen Mehrkosten.
Die Explosion der Stahlpreise sorgt für 20 Millionen Mehrkosten.
Über all das wurde Baubürgermeister Herbert Feßenmayr informiert. Weiß er wirklich von nichts?