Und die UNESCO war doch informiert!?
1. Juli 2008
Und die UNESCO war doch informiert
Dieser Irrglauben hält sich hartnäckig in der öffentlichen Meinung. Wie kommt es dazu?
Die Befürworter des Brückenbaus haben eben dies stets behauptet und endlos wiederholt. Ein prominentes Beispiel dafür findet sich im Protokoll der 83. Sitzung des Deutschen Bundestages am 02.03.2007 in Berlin. Im Tagesordnungspunkt 28: „Schutz des Welterbes im Konflikt um die Waldschlösschenbrücke in den Vordergrund stellen“ behauptet der CDU-Abgeordnete Arnold Vaatz: „Die UNESCO kannte die Pläne zum Bau der Waldschlösschenbrücke bis ins Detail. Drei Gutachter des von der UNESCO beauftragten Gremiums, von ICOMOS, haben sich vor Ort von dem Bauvorhaben informieren können. Diese Gutachter haben nicht einmal ansatzweise ein Problem darin gesehen, dass das Dresdener Elbtal auch mit der Waldschlösschenbrücke zum Welterbe erklärt wird.“
Diese Aussage unterstreicht der FDP-Abgeordnete Jan Mücke im Bundestag durch den Zwischenruf: „Das ist auch richtig!“ – Ist es aber nicht. Es ist schlicht eine Lüge. Erinnert sei nur an die Worte von Jukka Jokilehto: „Detaillierte Planungsunterlagen aus dem Planfeststellungsverfahren wurden mir damals jedoch nicht vorgelegt.“ Eine weitere der erwähnten drei Gutachter, Ilse Friedrich, zitiert in einem Vortrag am 13.06.2007 im George-Bähr-Forum an der TU Dresden ihr eigenes Gutachten. Sie schrieb damals: „Der viel gepriesenen Fernwirkung der Stadt und der Sicht auf die Stadt ist nach wie vor Beachtung zu schenken. Gefährdungen sind […] zu erwarten […] von dem Bau der Bogenbrücke von der Johannstadt über die Elbe zur Waldschlösschen-Brauerei. Diesem schon beschlossenen Eingriff in das traditionelle Orts- und Landschaftsbild kann nur mit hoher gestalterischer Qualität begegnet werden.“ Sie fühlt sich mit dieser frühen Warnung durch das spätere Urteil des Aachener Gutachtens bestätigt: „Die Waldschlösschenbrücke zerschneidet den zusammenhängenden Landschaftsraum des Elbbogens an der empfindlichsten Stelle und teilt ihn irreversibel in zwei Hälften.“
Den Befürwortern des Brückenbaus – angefangen von den beiden ehemaligen Ministerpräsidenten Sachsens Kurt Biedenkopf und Georg Milbradt über die erwähnten sächsischen Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz und Jan Mücke bis hin zu Vertretern der Dresdner Stadtverwaltung und der Bürgerinitiative Pro Waldschlößchenbrücke – ermangelte es stets an Kompromissfähigkeit. Sie wollten nie mit der UNESCO über Alternativen verhandeln. Um dies aber nicht offenbar werden zu lassen, erschufen sie in den Medien das Bild einer UNESCO, die „arrogant“, „treuwidrig“ und „undemokratisch“ entscheidet und erklärten sich selbst zu hilflosen Opfern der Willkür dieser Organisation.
Die Behauptung: „Die UNESCO kannte die Pläne zum Bau der Waldschlösschenbrücke bis ins Detail.“ ist so zur Lebenslüge der Brückenfreunde geworden.