23.10.2008, 19:00 – Wieder angekommen im Osten
24. Oktober 2008
Vor der Gläsernen Manufaktur bildet sich eine Spontandemonstration der Welterbe- und Tunnelfreunde anlässlich der Abendveranstaltung der Ministerpräsidentenkonferenz. Die dreißig Demonstranten werden von der Polizei aggressiv bedrängt, damit Ihre Hoheiten samt königlichem Gefolge bei ihrer Ankunft an der Gläsernen Manufaktur die Transparente nicht anschauen müssen – obwohl darauf doch unser Bundespräsident zitiert wird:
Kulturlosigkeit
öffnet die Tür
zur Barbarei.
Horst Köhler
Die Polizei versuchte, die friedlichen Demonstranten mit Gewalt auf den Platz vor dem Sarrasanizelt abzudrängen. Nur deren besonnene Art und der Umstand, dass manch einer der jungen Uniformierten wohl der Sohn des einen oder anderen Demonstranten sein könnte, verhinderte, dass es zu Rangeleien kam. Einen Rest von Anstand hatte die Polizei dann wohl doch – was sie nicht daran hinderte, die „Gefährder“ genauestens zu filmen.
Es wird einem in Dresden leicht gemacht, zum Staatsfeind zu werden.
Eine unfreiwillige Pointe gelang schließlich dem 1. Polizeihauptkommissar Seeliger: Er meinte, er würde diese Spontandemonstration nicht genehmigen. – Was absurd ist, denn Spontandemonstrationen müssen nicht angemeldet und schon gar nicht genehmigt werden. Noch herrscht in unserem Land Versammlungsfreiheit. Auch in Sachen. Auch in Dresden. Noch! Im übrigen berief sich Polizeihauptkommissar Seeliger bei seinem Urteil auf §2 des Versammlungsgesetzes. Das klingt ein wenig danach, dass er wohl doch noch eine Schulung braucht.
Sei’s drum, jedenfalls konnten die Demonstranten am Rande des Hochsicherheitsbereiches stehen bleiben. Zu überhören waren sie wohl nicht. Inzwischen dinierten die deutschen Landesfürsten mit ihren Gemahlinnen auf Tellern aus feinstem VW-Porzellan und fanden Dresden ja sicherlich ganz herzallerliebst.
Wohl bekomm’s!
Und durch die Nacht schallen die Rufe der Leute von der Straße und suchen irgendwo ein Ohr, das sie hineinlässt.