Blumenübergabe an Helma Orosz
4. Januar 2009
Am 13.10.2008, dem Tag vor der Reise von Oberbürgermeisterin Helma Orosz zum UNESCO-Welterbezentrums nach Paris, überreichte Prof. Hans Günther Coers ihr Blumen im Namen der Bürgerinitiativen Dresdner Welterbe. Das Dresden Fernsehen berichtete darüber in einem eigenen Beitrag (mpeg-Datei, 4.952 kB).
Prof. Coers verband die Blumenübergabe mit folgenden Worten:
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
mir ist die Ehre zuteil geworden, Ihnen vor Ihrer Reise nach Paris Blumen (in den UNESCO-Farben) zu überreichen. Mein Name ist Hans Günther Coers, ich bin Prof. i.R. an der Bauingenieurfakultät der TU; was aber wohl viel wichtiger ist: ich bin in Dresdner von Geburt an und wohne hier ohne Unterbrechung seit 70 Jahren. Ich habe die Zerstörung Dresdens bewusst mit 8 Jahren miterlebt (unser Haus war teilweise zerstört) und 40 Jahre Sozialismus haben Dresden weiteren Schaden zugefügt.
Um so mehr liegt mir und uns allen am Herzen, dass Dresden heute wieder Weltgeltung erlangt, auf wirtschaftlichem Gebiet, aber gerade auch auf den Gebieten, auf denen Dresden immer in der Welt berühmt war: Dresden als Stadt der Kunst, Kultur und der Wissenschaft. Gerade diese Faktoren entscheiden in der globalisierten Welt wirkungsvoll über die internationale Attraktivität einer Stadt als Wirtschaftsstandort.
Dresden hat schon viel erreicht, das es zu bewahren gilt. Dazu gehört auch das Adelsprädikat, verliehen von der UNESCO, die Kunst, Kultur und Wissenschaft weltweit vertritt: die Aufnahme des Dresdner Elbtals in das Weltkulturerbe. Hätten wir diesen Titel nicht, würde niemand darüber reden. Aber eine selbstverschuldete Aberkennung – so wird Dresden in aller Welt gesehen, weil es keinen Kompromiss gefunden hat – hätte nicht nur Blamage, sondern langfristigen Schaden für Dresden zu Folge. Dazu käme der Schaden für Deutschland, wie von der Bundeskanzlerin geäußert: die Streichung des Dresdner Elbtals aus der Welterbeliste würde das Ansehen Deutschlands und das Verhältnis Deutschlands zur UNESCO erheblich beeinträchtigen.
Deshalb sind wir hier, um Sie in Ihrem Bemühen zu unterstützen, das Welterbe zu erhalten. Sie können sicher sein, dass es den 50.000 Dresdnern, die für einen neuen Bürgerentscheid votiert haben, um das gleiche Ziel geht: das Welterbe zu erhalten.
Uns wäre es lieber gewesen, die Stadt hätte von Anfang der Differenzen an mit der UNESCO kooperiert, so wie es Stralsund bei der Rügen-Brücke getan hat. Dort hat niemand einen Tunnel verlangt. 2006/2007 war die UNESCO-Kommission noch bereit, einen auszuwählenden erbeverträglichen Brückenentwurf zu akzeptieren. Die Chance wurde nicht genutzt. In der seitdem vergangenen Zeit hat sich die UNESCO auf eine Tunnellösung festgelegt.
In dieser Situation, in der Sie Ihr Amt übernommen haben, ist es für Sie, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr viel schwieriger geworden, ergebnisoffene Gespräche in Paris zu führen. Jetzt muss sich Dresden unvoreingenommen weltoffen zeigen. Diesen Weg im Sinne aller Dresdner zu beschreiten, dafür danken wir Ihnen und begleiten Sie mit unseren besten Wünschen nach Paris.
Zum Schluss möchte ich etwas sagen, das nicht von mir stammt, dem wir uns aber 100prozentig anschließen: wenn es Ihnen gelingt, den UNESCO-Titel Welterbestätte für Dresden zu erhalten, gehen Sie an prominenter Stelle in das Geschichtsbuch Dresdens ein!
Prof. Dr. Hans Günther Coers
Heute, fast drei Monate später, sind wir in der Sache noch immer nicht weiter. Im Gegenteil: Es erhärtet sich der Verdacht, dass Frau Orosz vor allem eines tut: Nichts. Daher noch einmal die Frage:
Frau Orosz, was tun Sie
für das Welterbe Dresdner Elbtal?