Wenn Betonköpfe bauen …
12. Februar 2009
Wohin das führt, hat Dresden inzwischen gelernt – sollte man meinen. Das scheint aber nicht uneingeschränkt der Fall zu sein. Den Welterbefreunden ist oft genug vorgehalten worden, sie würden mit ihren Vorbehalten gegenüber dem Brückenbau fortschrittsfeindliche Ressentiments pflegen. Das Gegenteil ist der Fall: Dresden soll kein Museumsdorf werden. – Dresden soll aber auch nicht zu einer Ausstellung zur westdeutschen Verkehrspolitik der 1970er Jahre verkommen.
Dass einige dies offensichtlich noch immer nicht begriffen haben, lässt sich an folgendem Beispiel leicht ablesen:
Christdemokratische Schnellstraßen
Unter diesem Titel erschien am 11.02.2009 ein Zwischenruf von Peter Ufer in der Sächsischen Zeitung. Er schreibt „über die Debatte um den Boulevard auf der Kesselsdorfer“:
Was passiert zurzeit mit der Verkehrsplanung in der Stadt? Die Christdemokraten setzen sich mehr und mehr damit durch, den Verkehr wieder zu beschleunigen. Dazu gehört der Versuch, den Boulevard auf der Kesselsdorfer Straße zu verhindern. Dazu gehört der Versuch, die Freiberger Straße, die bisher unter der Bahnbrücke gegenüber des WTC gesperrt ist, wieder zu öffnen. Und das, obwohl längst eine Umgehungsstraße existiert. Dass selbst Händler mobil machen, um den Boulevard auf der Kesselsdorfer zu verhindern, muss verwundern. Es gibt längst genug Beispiele dafür, dass eine autofreie Einkaufsmeile bessere Umsätze bringt. Außerdem führt die Idee zu mehr Wohnqualität und wertet den Stadtteil auf. Die Christdemokraten setzen sich mit der Waldschlößchenbrücke durch, wollen die Bautzner in Teilen vierspurig ausbauen, und auch die Königsbrücker soll zur Schnellstrecke werden. Nicht zuletzt geschieht all das, weil es für den Straßenausbau reichlich Fördermittel gibt. Es wäre ein Jammer, wenn die gute Idee vom Boulevard scheitert. Und alles neu zu planen, wird außerdem verdammt teuer.
Dem kann man nur zustimmen, und ergänzen: Auch der rücksichtslose Ausbau der Leipziger Straße zur Schnellstraße hat im vergangenen Jahr die Emotionen der Anwohner hochkochen lassen. In diesem wie in vielen anderen Fällen war es die Sächsische Staatsregierung, die über die Landesdirektion der Landeshauptstadt Dresden vorgeschrieben hat, was sie zu bauen hat.
Die Europäische Stadt
Dass solch unerfreuliche Entwicklungen keineswegs Naturgesetzen folgen, sondern durchaus kritisch hinterfragt werden dürfen, kann der interessierte Dresdner z.B. in der Volkshochschule lernen. Sie bietet unter dem Titel „Die Europäische Stadt. Mythos und Wirklichkeit“ eine Veranstaltung über drei Abende an, die wie folgt motiviert wird:
Der Deutschamerikaner Peter Marcuse hat jüngst die Frage gestellt: „Verschwindet die europäische Stadt in einem allgemeinen Typus der globalisierten Stadt?“ Seine Antwort reiht sich in die seit Jahren erhobene Klage gegen eine „Amerikanisierung unserer Städte“ ein. Gemeint ist damit deren Zerstörung durch überdimensionierte Verkehrstrassen und eine Bebauung, die austauschbar ist. Dem steht die Besonderheit und Beständigkeit des Typs der „europäischen Stadt“ gegenüber. Unverwechselbar bleiben die Städte nicht zuletzt dann, wenn an die topographischen und historisch-vorgeprägten Gegebenheiten angeknüpft wird. An einzelnen Fallbeispielen – Dresden, Zürich, München … – soll den Chancen einer Entwicklung nachgegangen werden, die den Charakter der jeweiligen Städte zu bewahren versucht.
Referentin ist Dr. Heidrun Laudel. Die Veranstaltung findet jeweils dienstags, am 13. 03., 17. und 31.03.2009 von 19:00 bis 20:30 Uhr im Gebäude der Volkshochschule (Schilfweg 3) statt. Die Teilnahme kostet 15 € und muss bei der Volkshochschule per Telefon unter 0351-25440-0 oder über das Internet unter www.vhs-dresden.de angemeldet werden.