Schade um diese schöne Stadt!
2. März 2009
Ein Zwischenruf von
Rainer G. Richter
Die Elbtunnel-Befürworter engagieren sich unvermindert für eine Stadtentwicklung in Dresden, die durch ein ausgewogenes Miteinander von Architektur und Natur auch künftig der Stadt ihre Lebensqualität erhält. Nichtsdestotrotz treibt die CDU-FDP-ADAC-Lobby die Zerstörung des Welterbe Dresdner Elbtal weiter aggressiv voran – und kann sich dabei auf starke Partner verlassen: Ignoranz und Gleichgültigkeit. Ignoriert werden die Probleme Dresdens von hohen Politikern auf Bundesebene (Köhler, Merkel, T. de Maizière, Westerwelle); gleichgültig hingenommen werden sie von vielen Dresdnern, die vielleicht gar nicht merken wollen, was mit ihrer Stadt geschieht.
Ein kleines Beispiel: In zahlreichen Städten werden jetzt durch überdachte Einkaufsmärkte mit Verkaufsgalerien und Einzelgeschäften neue „bürgernahe Stadtzentren“ geschaffen, welche die alten, historischen Marktplätze ablösen sollen. Ein neues, wahnwitziges Projekt dieser Art ist z.B. gerade in Passau zu besichtigen. In Dresden besitzen wir die allgemein von der Bevölkerung angenommene Altmarktgalerie. Doch als ob es nicht genügte, dass die Erweiterung der Altmarktgalerie den bereits jetzt als architektonisch „besonders gelungen“ geltenden Postplatz um ein weiteres Glanzlicht bereichert, werden in fußläufiger Entfernung davon zwei weitere ähnliche Einkaufszentren geschaffen: eine Riesengalerie am Hauptbahnhof und die Centrums-Galerie an der Prager Straße.
Man schätzt, dass sich solche großen Einkaufszentren dann rentieren, wenn in einer Stadt 1 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner zur Verfügung steht. In reichen Städten, wie München, Düsseldorf, Nürnberg darf sich dieser Quotient auch schon einmal erhöhen, etwa auf 1,1 … 1,3 Quadratmeter je Einwohner. In Dresden wird dieser Quotient gleich auf 2 erhöht. Das klingt entweder nach „Einholen ohne Überholen“ oder schlicht nach Größenwahn.
Nun glaubt man in den oben genannten wirtschaftsliberalen Kreisen, dass sich durch die Heranführung auswärtiger Besucher über die Autobahn mit Schnellstraßenanschluss die Zahl einkaufswilliger Käufern beliebig erhöhen lässt. Und somit planen die Stadtverwaltung und andere Angehörige und Vorteilsnehmer der Baulobby den Verkehr nicht um die Stadt herum, sondern in die Stadt hinein zu führen. Der Ausbau der Leipziger, der Königsbrücker und der Freiberger Straße verfolgen genau dieses Ziel. Jeder kann sich denken, was dies für Folgen nach sich zieht: Volle Tiefgaragen, verstopfte Straßen und die Forderung des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur, neue Brücken eingeschlossen. Der Ruf nach dem Erhalt des Welterbe-Titels wird dann längst verhallt sein.