Denkmal für Dresdner Starrsinn
8. April 2009
Ein Leserbrief
von Susanne Knaack
zum gleichnamigen Kommentar
in der SZ vom 06.04.2009
Sehr geehrter Herr Hilbert,
Sie schreiben: „Wer hier noch behauptet, der Bau könnte … ohne größere Konsequenzen gestoppt werden, bei dem ist sicher zuvorderst der Wunsch der Vater des Gedankens.“ Wer behauptet das denn? Ich habe vor einigen Wochen die Oberbürgermeisterin um eine Schätzung der Kosten für den Umbau in den Tunnel plus kleiner Querung für Fußgänger- und Radfahrer zum jetzigen Zeitpunkt gebeten, um die dem Baufortschritt entsprechenden Konsequenzen sachlich zu quantifizieren und so den klärenden Bürgerentscheid durchzuführen zu können. Ich erhielt keine Antwort. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bewilligte am 20. November 150 Mio. Euro für den Erhalt der nationalen Welterbestätten. Dresden hätte sich um Mittel für den Bau des Welterbe rettenden Waldschlösschentunnels bewerben können. Die Stadt tat es nicht. Der Dresdner Stadtrat beschloss am 11. Dezember, die Stadtverwaltung möge bundesdeutsche Fördermittelmittel für den Bau einer welterbeverträglichen Elbquerung beantragen. Die Stadtverwaltung folgte diesem Stadtratsbeschluss nicht.
Sie schreiben weiter: „Mit dem erbitterten Streit, der über weite Strecken bizarre Formen angenommen hat, macht sich Dresden weit über die deutschen Grenzen hinaus lächerlich.“ Nicht die Streiter für den Kompromiss machen Dresden lächerlich. Wie kann man sich lächerlich machen mit dem Bemühen, seiner Stadt und seinem Land die weltweit höchste Auszeichnung für kulturelles Erbe zu erhalten und zugleich eine traditionsreiche Stelle des Landschaftsschutzgebietes Dresdner Elbtal vor Überbauung mit einer Hauptverkehrs-Trasse zu bewahren? Die UNESCO-Welterbekommission hat im Juli vorigen Jahres Dresden den Titel noch nicht aberkannt, gerade weil es hier Bürger gibt, die sich einsetzen, weil eben noch nicht alle Messen gesungen sind, so lange der Titel noch da ist!
„Während nach wie vor erbittert über Brücke oder Tunnel gestritten wird, …“ – um das Dresdner Elbtal zu erhalten und eine Elbquerung am Waldschlößchen dem Welterbeerhalt und Landschaftsschutz anzupassen (!) – „… ist schon die gewaltige Menge von 50.000 Tonnen Beton verbaut“ … und zugleich der Bürgerentscheid zur Klärung des Streitfalles bisher verhindert worden! Das ist die ganze Wahrheit, die Sie nur zur Hälfte wiedergeben. Das Durchpeitschen der Brücke ist tatsächlich bizarr für ein angeblich demokratisches Bundesland. Die schnellstmöglich betonierte, großspurige Waldschlößchenbrücke selbst wird, wenn sie gebaut wird, ohne dass die Verantwortlichen sich für die Alternative stark machen, sondern auch noch die Bürger an der Entscheidung über die Alternative hindern, ein Denkmal für Dresdner Starrsinn sein. Und das ist nicht mehr lächerlich, das ist für Dresden und das ganze Land tragisch. Mehr als 150 Millionen Euro für die Verschandelung einer vorher einzigartigen Kulturlandschaft und die Gefährdung, wahrscheinlich Aberkennung des Status als UNESCO-Welterbes auszugeben, ist eine in dieser Hinsicht ruinöse Investition. Meinen Sie nicht auch?
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Knaack
Bürgerinitiative Welterbe Dresdner Elbtal
Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens
Welterbe erhalten durch Elbtunnel am Waldschlößchen
Hinweis: Der Kommentar, auf den hier Bezug genommen wird, ist unter sz-online nachzulesen.