Wohin sind wir allesamt nur verkommen?
15. April 2009
Ein Zwischenruf
von Jochen Flade
Wer spätestens jetzt noch immer nicht aufmerkt, wie unheilig und unendlich demütigend für Dresden und das Weltqualitätssiegel Welterbe die erneut bemühte Banalpolemik der CDU-Vorderen Vaatz und Lämmel und last but not least FDP-Barrikadenstürmer Mücke nach deren Brief an die 154 UNESCO-Botschafter in Deutschland ausfällt, dem kann nun auch nicht mehr geholfen werden.
Die Brücke am Waldschlösschen immer noch als „vorzüglich angepasst“ und diese die Dresdner Kulturlandschaft als bereichernd zu qualifizieren, entbehrt kaum einer nur noch als bedauerliche Entgleisung zu interpretierenden Lächerlichkeit. Derartig unverbesserlichen Irrungen fehlgeleiteter Enthusiasten kontra Welterbe kann wahrlich einzig und allein nur noch mit Kopfschütteln quittiert werden.
Die ganze Welt grinst ob der unendlich sächsischen Possen, jedweder Experte für Städtebau, Verkehr, Kultur und Landschaft ringt nach Luft über diese unglaublich fatalen Äußerungen, und nüchtern denkende Bürger dieser Stadt fragen sich, wer eigentlich hier das Sagen hat: Frau Orosz, Herr Mücke, Herr Vaatz (von Lämmel soll lieber geschwiegen werden, zumal von diesem Sitz bisher kaum verwertbares Material zu vernehmen war) oder die zig tausenden klar denkenden Bürgern von nah und fern – immerhin stimmberechtigte Wähler – die auf kommunaler und landesherrlicher Ebene auch in Zukunft durchaus ernst zu nehmen sein sollten.
In der Sax für den April 2009 wird übrigens das argumentativ schwächelnde Agieren von Zastrow dann deutlich, schwadroniert er namens der das Auto liebenden Dresdner von: „Alle Autofahrer lieben schnelle, gerade und breite Straßen …“ Nach meiner Lesart eine „wunderbare“ Intuition eines Parlamentariers, dem gegenwärtige und zukunftsnotwendige Einsichtnahmen in klimatische Radikaländerungen völlig abzugehen scheinen und der nur in betonierten Stadtlandschaften und primär autodominerten Kategorien zu denken vermag.
Wenn bei dem Einen oder Anderen ein wenig Nachdenken einsetzte, ob Herrn Wadehns Briefschaft an die UNESCO-Botschafter mitsamt seinem durchaus berechtigten Hilfeschrei wegen des sicheren Welterbetitelverlustes gut war, muss spätestens jetzt nach der kindlichen Trotzreaktion der drei aufgeschreckten Parteistrategen klar bekannt werden, dass Horst Wadehn wohl tat; hoffentlich wird der unsägliche Schwachsinn der Trias durch die Botschafter mit souveräner Ablehnung kurzfristig honoriert, schon allein wegen deren mit Sicherheit vermutbaren Intelligenzquotienten, ohne die eine UNESCO-Vertretung kaum möglich wäre.
Die Vorstellung, mit erstaunlichem Hochmut die derzeitig von Guido Westerwelle hellseherisch gesicherte Koalition von CDU und FDP nach der Bundestagswahl betreffend, ist für mich und andere gewissenhafte Dresdner Bürger dann eine Horrorvision, bedenkt man die oben vermerkten Einlassungen der Abgeordneten.
Der Stil ist schlecht, inhaltlich völlig unakzeptabel und nach demokratischen Spielregeln ein Eigentor besonderer Güte. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man sich vor Lachen in die Hose pinkeln. Allein – es ist unfassbar, was da seitens der sogenannten Volksparteien alles möglich ist – und dies immer wieder.
Wohin sind wir allesamt nur verkommen?