Das neue Brückenmännchen sorgt sich um das Welterbe
18. April 2009
von Wilhelm Friedemann
Das neue Brückenmännchen, hat sein Herz für das Weltkulturerbe entdeckt und warnt vor seiner Gefährdung:
Immer wieder (oder noch) wird lamentiert, dass eine Brücke am Waldschlößchen die einzigartige Flusslandschaft der Elbe zerstören würde. Dabei droht Gefahr von ganz anderer Seite, über die im Moment kaum etwas zu hören ist.
Was ist das für eine Gefahr?
Es bestehen offensichtlich Überlegungen, zum Auffüllen der Lausitzer Tagebaue auch Wasser aus der Elbe zu verwenden. Das Männchen erklärt nun, Prof. Dr. Uwe Grünewald von der Uni Cottbus gesprochen zu haben, der, wie das Männchen schreibt, ein Projekt dazu im Panzerschrank zu liegen hat. Man denke! Im Panzerschrank! Und das neue Brückenmännchen wird eingeweiht!
Was steht nun in dem Projekt aus dem Panzerschrank? (Warum ist es im Panzerschrank, wenn sogar das neue Brückenmännchen es wissen darf?) Das Männchen schreibt:
… ein Projekt im Panzerschrank, das gewährleisten könnte, bis zum Jahre 2015 alle Löcher gefüllt zu haben. Das Wasser könnte aus der Elbe gepumpt werden. Es liegen auch konkrete Zahlen vor – drei Kubikmeter pro Sekunde. Das wären über 70.000 Badewannen voll pro Stunde.
Es gebe, so berichtet das Männchen, zwei Varianten:
Bei Wehlen könnte der Abfluss erfolgen. Der wäre aber teurer, als einen alten Flussgraben bei Riesa zu nutzen, …
Ich kann nun nicht beurteilen, welche Auswirkungen ein solches Projekt auf die Umwelt haben wird. Ich denke aber, dass die Naturschutzverbände es sich auf jeden Fall genau ansehen werden und gegebenenfalls ihre Vorstellungen dazu machen werden. Spätestens nach dieser „Indiskretion“ wissen sie ja nun Bescheid. Das neue Brückenmännchen macht sich da aber ganz andere Sorgen:
Denken wir nur an die Probleme, zum Stadtfest unsere Dampferparade schwimmen zu lassen. Sollte das Projekt laut werden, kann ich mir einen Aufstand der Schifffahrt vorstellen.
Das neue Brückenmännchen weiß also schon mehr als das Wasser- und Schifffahrtsamt! Wenn das kein investigativer Journalismus ist! Nur mit dem Schutz seiner Informanten hapert es noch.
Hin wie her. Die Elbe hat keinen Tropfen Wasser zu verschenken. Dieses Projekt würde meiner Meinung nach dem Weltkulturerbe Elbtal größeren Schaden bringen, als eine beide Ufer verbindende Brücke.
So schreibt das neue Brückenmännchen. Was es nicht schreibt: Die Durchflussmenge in Dresden beträgt bei Pegel 200 etwa 350 Kubikmeter. Es handelt sich also um weniger als 1% des Wassers. Ob auch bei Niedrigwasser abgepumpt werden soll, ist dem neuen Brückenmännchen nicht bekannt. Es wird vorsichtigerweise nicht danach gefragt haben.
Eigentlich hat das neue Brückenmännchen versprochen, in diesem Jahr mit seinen Kommentaren etwas zurückhaltender zu sein, aber die Nervosität scheint bei den Brückenfreunden sehr groß zu sein.