Pressemitteilung
15. Mai 2009
Die zu erwartende Aberkennung des Welterbetitels durch die UNESCO ist konsequent und logische Folge der Verweigerung und Ignoranz von Seiten der verantwortlichen Funktionäre von CDU, FDP und ADAC, deren machtpolitische Interessen für sie höheren Wert besitzen als der Erhalt des bislang erfolgreichen UNO-Programms der UNESCO-Welterbestätten.
Dass ausgerechnet Dresden der Anfang für ein weltweit zu erwartenden Domino-Effekt sein wird, ist besonders tragisch, war die Stadt doch als eine „Ikone der Völkerverständigung“ in die weltweite Familie der wertvollsten Kultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen worden – Dresden stand symbolisch auch für die Überwindung von Zerstörung und Intoleranz.
Die Sturheit der herrschenden Politik war von Anfang an charakteristisch für das Bauprojekt: Aus einer zweispurigen Brücke mit Straßenbahn wurde eine vierspurige überdimensionierte Verkehrsanlage (ohne separate Busspur) die hauptsächlich zur Förderung des Kfz-Verkehrs gedacht ist und in Wirklichkeit ein Teilstück des äußeren Stadtringes Ost darstellt, der schon zu Hitlers Zeiten geplant wurde und dem veralteten Ideal der „autogerechten Stadt“ folgt. Weitere überdimensionierte Verkehrsanlagen wie die Untertunnelung des Fetscherplatzes oder der Kreuzung am Olbichtplatz werden zu Lasten des ÖPNV, der Fußgänger und Radfahrer geplant und vermutlich in bewährter Salamitaktik durchgedrückt (laut einer aktuellen Studie der TU Dresden entwickelte sich die Reisegeschwindigkeit für Kfz von 22,8 km/h in Jahr 2001 auf mittlerweile 27,6 km/h, während das Reisetempo für Bus und Bahn auf ca. 20 km/h seit 2001 in Dresden stagnierte).
Sämtliche finanzielle, städtebauliche und verkehrlichen Alternativen zu dieser Brücke wurden verhindert, zwei Bürgerbegehren (1996 zum Mehrbrückenkonzept mit 60.000 Unterschriften, 2008 zum Tunnel mit 55.000 Unterschriften) durch das CDU-geführte Regierungspräsidium, heute Landesdirektion, unter fadenscheinigen Vorwänden abgeschmettert. CDU, FDP und ADAC beteiligten sich noch nicht einmal an der „Perspektivenwerkstatt“ 2007 für alternative Brückenentwürfe.
Lediglich eine geänderte Beleuchtung und kaum wahrnehmbare kosmetische Veränderungen wurde als „Neue Waldschlößchenbrücke“ verkauft. Schon bei der Antragstellung für das Welterbe wurde gelogen, wichtige Unterlagen zurückgehalten und beim Bürgerentscheid 2005 durch Falschaussagen die Bevölkerung bewusst in die Irre geführt.
Das Zerstörungswerk Waldschlößchenbrücke hat die Dimension und den Ungeist der Zerstörung der Sophienkirche. Statt der Ausstrahlung als jahrhundertelang gewachsene Kulturstadt wird Dresdens internationales Image künftig als Stadt der Kulturbanausen und Sturköpfe haften bleiben.
Der Verlust des Welterbes ist nicht verkraftbar: der Bau der Brücke ist völkerrechtswidrig, hat die Stadt gespalten und ist ein Monument der Intoleranz. Für das Ansehen Deutschlands als Kulturnation ist die Aberkennung des UNESCO-Welterbetitels ein schwerer Schaden.
„Weitere Kapitel“ (CDU-Wahlkampf-Parole) dieser Politik gilt es zu verhindern!
Unser jahrelanges unentgeltliches und opferreiches Engagement – mit Unterstützung von beachtlichen Teilen der Bürgerschaft (zu erinnern wäre z.B. an die große Welterbe-Demonstration am 25. März 2007) – war nicht umsonst, sondern Ausdruck von geistiger Unabhängigkeit, Zivilcourage und Weltoffenheit.