Die Streichung des Dresdner Elbtales von der Welterbeliste durch das UNESCO-Welterbekomitee in Sevilla besiegelt die Zerstörung einer einmaligen Kulturlandschaft durch den Bau der Waldschlösschenbrücke. Uneinsichtige und kulturferne Landes- und Kommunalpolitiker haben alle bisherigen Vermittlungsangebote der UNESCO zum Erhalt des Welterbetitels brüsk ausgeschlagen. In beispielloser Sturheit wurden durch die Stadtverwaltung Dresden und die Staatsregierung des Freistaates Sachsen alle alternativen Lösungsansätze blockiert, der Wille von mehr als 50.000 Bürgern nach einem neuerlichen Bürgerentscheid missachtet, die Öffentlichkeit bewusst mit Falschinformationen zu einer möglichen Tunnelalternative getäuscht und die Gremien der UNESCO diffamiert. Die Aberkennung des Welterbestatus ist deshalb eine erwartete und folgerichtige Konsequenz.
In Würdigung des großen Einsatzes auch der Dresdner Welterbebewegung wurde in Sevilla jedoch ein Zusatzbeschluss formuliert, der Dresden die Wiedererlangung des Titels zusagt, wenn die Gründe, die zu dessen Verlust führten, nicht mehr bestehen.
Eine solche Rückkehr zur Vernunft ist noch möglich. Die UNESCO hat in den letzten Jahren klar erklärt, dass ein Tunnel und eine Fußgängerbrücke mit dem Welterbestatus vereinbar sind. Dieses Projekt ist technisch, finanziell und juristisch noch immer möglich – wenn es politisch gewollt ist. Hier sind Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Oberbürgermeisterin Helma Orosz in der Verantwortung.
Solange sich die politisch Verantwortlichen dieser vernünftigen Lösung weiter verschließen, sieht es die Welterbebewegung in Dresden als ihre Aufgabe an, die Forderung nach dem Erhalt und einer Wiederherstellung der unversehrten Kulturlandschaft Dresdener Elbtal – zu der Deutschland als Vertragstaat der UNESCO per Konvention verpflichtet ist – im politischen Raum und im Bewusstsein der Bürgerschaft aufrecht zu erhalten.
Thomas Löser sagte in diesem Zusammenhang: „Wir sollten diese Krise als Chance sehen. Dresden kann, indem es alte politische Grabenkämpfe endlich hinter sich lässt und geeint nach einer Lösung des Welterbekonfliktes sucht, dreierlei erreichen. Wir können das Weltkulturerbe zurückholen, wie es ich für eine Kulturstadt gehört. Wir können gemeinsam den tiefen Riss innerhalb der Bürgerschaft heilen. Wir können unsere wunderschönen Landschaftsraum und damit auch das Erbe unserer Vorfahren erhalten.“