Ihre Statements zum Verlust des Welterbetitels
26. Juni 2009
ein offener Brief
von Jana Knauth
Bürgerinitiative Welterbe Dresdner Elbtal
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
Sie haben nun die Tagung in Sevilla erlebt, erfahren, wie das Komitee diskutiert und entscheidet. Besonders die Verhandlungen, die vor dem Dresdner Elbtal stattgefunden haben, die über die Nationalparks im Kongo, wo Bürgerkrieg herrscht und ganz andere Voraussetzungen für den Schutz von Welterbestätten sind, müssten Sie doch beeindruckt haben. In diesem Augenblick muss doch auch Ihnen klar geworden sein, dass Dresden, als Stadt in einem reichen Land, als Teil der Kulturnation Deutschland, sich in dieser Frage unmöglich verhalten hat! Vor einem Jahr in Quebec hatte das UNESCO-Komitee ein eindeutiges Ultimatum gestellt und nun lediglich die Konsequenzen gezogen.
Einen Gesichtsverlust hat Ihnen die UNESCO damit nicht erspart, aber darauf hätten Sie auch nicht hoffen dürfen. Wer jahrelang alle Mahnungen ignoriert und keine echten Lösungsvorschläge unterbreitet, kann nicht auf Gnade hoffen.
Der Besuch in Sevilla und die nun getroffene Entscheidung – so sollte man meinen – hätten Sie zu der Einsicht geführt, dass die Brücke tatsächlich schadet, aber aus Ihren Äußerungen ist dies nicht zu entnehmen.
Aus welchem Grund sich die UNESCO schwer getan hat, liegt doch auf der Hand: Es fiel dem Komitee schwer, das Schutzziel aufzugeben und nur deshalb hat es mit Blick auf die Wiederherstellung des einzigartigen universellen Wertes der Stätte einen Rückweg eröffnet. Es ist nicht Aufgabe des Gremiums irgendjemanden zu bestrafen; anders als die Politik handelt es unabhängig und sachbezogen.
Verwundert hat mich Ihre folgende Aussage: „Dresden hatte sich voller Stolz auf die einzigartige Kulturlandschaft um den Titel beworben und die Stadt hat ihn auch voller Stolz getragen – unabhängig, ob man für oder gegen die Brücke gewesen ist. Die Verwaltung und die Stadtpolitik werden weiter das Dresdner Elbtal schützen und gemeinsam mit der Bürgerschaft aktiv bewahren, wie sie es auch in der Vergangenheit erfolgreich getan hat.“
Wo in der Stadt kann man denn den Stolz der Dresdner auf ihr Welterbe sehen? Fragen Sie doch in Ihrer eigenen Partei nach diesem Stolz! Ich nehme an, die meisten Ihrer Parteifreunde sind froh, dass der Status Welterbe Geschichte ist. Nirgendwo, außer an der Loschwitzer Kirche, konnte man etwas vom Welterbestatus des Elbtals sehen. Nicht mal für ein Autobahnschild hat’s gereicht (das ist Ländersache, ich weiß)! Die Stadt hat alles dafür getan, dass man es nicht sieht. Und die aktive Bürgerschaft, die jahrelang gewarnt und Öffentlichkeitsarbeit betrieben hat, wurde geschmäht und diffamiert.
Ich nehme Sie nun beim Wort: Schützen Sie das Elbtal vor weiteren Eingriffen und rehabilitieren Sie die UNESCO! Wenn nicht Sie, wer sonst kann den beschädigten Ruf der UNESCO in Dresden wiederherstellen?