Brief an Nancy Pelosi
5. November 2009
ein Beitrag von
Johannes Hellmich
Nun also hat Angela Merkel im Kongress vor beiden Kammern gesprochen. Ein bisschen Frieden, Klima natürlich und ganz viel Dankbarkeit. Der weite Weg, den die Kanzlerin stellvertretend für die Ostdeutschen gegangen ist: Wer hätte je gedacht … Standing Ovations für eine Ruckrede der Verantwortung. Wie weit trägt sie über den Tag hinaus?
Vielleicht braucht das transatlantische Beziehungsgeflecht tatsächlich von Zeit zu Zeit symbolische Bestätigungen. Die Achtung der gemeinsamen humanistischen Werte, die nicht immer auch ihre politische Entsprechung findet, lebt von der Einhaltung lange erprobter Regeln und Vereinbarungen zwischen Völkern. Eine Verletzung dieser gemeinsamen Grundhaltungen hat in der Vergangenheit die Beziehungen zwischen westlichen Demokratien mehrfach empfindlich gestört. George W. Bush hat hier einen globalen Scherbenhaufen hinterlassen. Die neue amerikanische Regierung versucht gerade intensiv, weltweit verlorengegangenes Vertrauen in gemeinsame Werte wiederzugewinnen. Mit der Missachtung der Welterbekonvention hat auch Deutschland diese Wertegemeinschaft schwer brüskiert. In Sevilla waren es Amerikaner, die sich für eine Streichung des Dresdner Elbtales aussprachen.
Ausgerechnet Merkels Besuch in Amerika bietet eine kleine Chance im Ringen um einen Kompromiss am Waldschlösschen und damit einer Wiedergutmachung des entstandenen Schadens. Der in den USA lebende Nobelpreisträger Günter Blobel hat sich deshalb mit der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi in Verbindung gesetzt mit dem Ziel, von Angela Merkel Vertragstreue und Umkehr zu internationalen Standards einzufordern. Angela Merkel könne eine Wendung schaffen und die nationale Würde Deutschlands wiederherstellen. In einem Brief an Mrs Pelosi hat Professor Blobel die Konsequenzen des Welterbekonfliktes noch einmal eindringlich dargestellt.
Ob sich aus dieser Initiative die von Angela Merkel lange versprochene Moderation im Welterbekonflikt entwickeln kann, ist ungewiss. Wichtig ist, die Kanzlerin immer wieder auch an ihre Zusagen zu erinnern. Treueschwüre wie im Congress reichen für die Akzeptanz der gemeinsamen Werte nicht aus. Wir veröffentlichen den Brief im Wortlaut.