Medienskandal um Künstlerbund Dresden
9. November 2009
Ein offener Brief
des Künstlerbund Dresden e.V.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin!
Sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates!
Sehr geehrte Damen und Herren der Medien!
Erstmals in seiner zwanzigjährigen Geschichte ist der Künstlerbund Dresden e.V. aufgrund durch die Boulevard-Presse erzeugten Drucks zu einer Zensur gezwungen.
Es ist die BILD-Zeitung, die im konkreten Fall mit angeblicher Empörung Moralapostel spielt, die aber selbst genüsslich die inzwischen allgemein bekannte Abbildung der Künstlerin Erika Lust in viel größerem Stil veröffentlicht. Dabei wird übersehen, dass der Grund des Anstoßes bereits Monate lang auf anderen Homepages zu sehen war. Gleichzeitig lassen sich Stadträte von der BILD-Zeitung instrumentalisieren und empören sich spontan, ohne vorher beide Seiten anzuhören und anstatt den Journalismus der BILD-Zeitung strikt abzulehnen.
Der Künstlerbund Dresden gerät nun ins Kreuzfeuer, obwohl die Künstlerin und die BILD-Zeitung die eigentlichen Adressaten der Kritik sind. Hiermit bitten wir, unserer Stellungnahme dazu größte Aufmerksamkeit zu widmen:
Der Künstlerbund Dresden nimmt auf die künstlerischen Werke und Aussagen seiner Mitglieder keinen Einfluss. Es wird gebeten, Kritik an Werken von Künstler/inne/n diesen direkt vorzutragen. Als Veranstalter des offenen ateliers bietet der Künstlerbund Dresden den organisatorischen Rahmen für die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Dazu gehört auch die bewerbende Homepage. Jede/r Künstler/in stellt sich eigenverantwortlich vor.
Der Künstlerbund Dresden hält sich konsequent an das Grundrecht der Freiheit der Kunst und unterlässt jegliche Zensur. Der Künstlerbund Dresden hat kein Interesse daran, Personen und Persönlichkeiten in schlechtes Licht zu rücken oder zu verunglimpfen. Die Beurteilung, wo das Grundrecht der künstlerischen Freiheit aufhört und das Grundrecht des Schutzes einer Person beginnt ist eine verfassungsrechtliche und kann vom Künstlerbund Dresden grundsätzlich nicht geleistet werden. Sie muss zwischen den Betroffenen und den Künstler/inne/n direkt – im Zweifel sogar gerichtlich – geklärt werden.
Der Künstlerbund appelliert an Künstler/innen, welche Abbildungen auf die Homepage der offenen ateliers stellen und damit Unmut hervorrufen, die jeweiligen Abbildungen zu entfernen. Verweigern dies die Künstler/innen, müssen wir bitten, dies aus den genannten Gründen der Kunstfreiheit nicht zum Nachteil des Künstlerbundes zu bewerten, sondern die Kritik an den Künstler/inne/n zu üben und zur Findung einer Lösung unmittelbar diese zu kontaktieren.
Der Künstlerbund Dresden e.V. lehnt in dieser Situation Beifall von Brückengegnern ab. Gleichzeitig geben wir unserem Entsetzen darüber Ausdruck, dass zwanzig Jahre nach bestem Wissen und Gewissen geleistete und gewürdigte Arbeit für die Künstlerinnen und Künstler dieser Stadt und für die Stadt Dresden selbst aufgrund eines in klassischer Boulevard-Presse-Methodik dargestellten Sachverhaltes in Frage gestellt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand.
A. Kristine Schmidt-Köpf